Im Herbst '97 entstand die Idee, eine Kunstausstellung zu organisieren,
in der die verschiedensten Kunstformen gleichberechtigt nebeneinander gezeigt
werden sollten.
Ziel war es, eine attraktive Veranstaltung auf dem Unigelände
zu bieten. Die Studenten sollten dabei ebenso wie die Bevölkerung
Karlsruhes und der Region angesprochen werden.
Für das Vorbereitungsteam fanden sich Künstler aus verschiedenen
Kunstgattungen zusammen. Bei den inhaltlichen Vorarbeiten zur Ausstellung
konnten so ein großes Spektrum an künstlerischen Haltungen und
eine möglichst große Ausgewogenheit der vertretenen Künste
gewährleistet werden.
Der Streit um die Grenzen dessen, was Kunst ist, was Kunst darf und
sein darf, hört nicht auf.
Die Kunst der Gegenwart bewegt sich formal auf einer so breiten Basis,
dass es immer schwerer wird, sie durch Klassifizierungen zu erfassen und
unmöglich, allgemein gültige Aussagen über sie zu
treffen.
Die daraus entstehenden Unsicherheiten der Kunstinteressierten zeigen
sich in Tendenzen wie der Mystifizierung von Kunst, der Annahme, dass die
Qualität einer künstlerischen Arbeit von ihrem Preis und
ihrer Bekanntheit abhängig sei, an der übersteigerten Bedeutung,
die dem "Experten" eingeräumt wird und darin, dass nur wenige glauben,
sich eine eigenständige Urteilsfähigkeit leisten zu können.
Die Kluft zwischen Künstler und Publikum wird dadurch immer grösser.
Für die Vorbereitungsgruppe von "Elvira,
bitte melde mich" ist es unmöglich, eine Kunstdefinition zu
finden, die für alle Mitglieder uneingeschränkte Gültigkeit
hat..
Weil jede Auffassung von Kunst oder Nichtkunst berechtigt sein
muss, stellt es eine unnötige Eingrenzung der Kunst dar, diesen Versuch
überhaupt zu unternehmen.
Aus diesem Grund lehnen wir den Begriff "Kunst" als Gütezeichen,
das allein über Wertigkeiten entscheidet, und Gremien, die über
die Vergabe dieses Gütesiegels wachen, ab:
Die Diskussion über Kunst muss ein Streit ohne Lösung
bleiben, weil Kunst in keine feste Definition einzubinden ist, sich innerhalb
und ausserhalb jeder gezogenen Linie bewegt und ihrer Einordnung immer
voraus ist.
Es entsteht eine Lücke, wenn die gewohnten Grenzen, innerhalb derer
sich Kunst bewegen darf, aufgehoben werden, ohne dass neue an ihre Stelle
treten.
Diese Problemaktik - zusammen mit der Notwendigkeit einer Auswahl
- bedingt die Gefahr, dass die Aussage der Ausstellung "Elvira,
bitte melde mich" als Dogma missverstanden wird.
Uns ist bewusst, dass es eine Gratwanderung ist, eine Ausstellung auszurichten,
die keine allgemeingültige Aussage über Kunst treffen will, und
trotzdem Gültigkeit für sich beansprucht.
Wir suchen einen Weg, der heraus aus einer abgeschlossenen und für
den "Laien unverstandlichen Kunst-Welt zu einem Miteinander von künstlerischer
Arbeit und Betrachter führt.
Wir werfen Fragen nach den Grenzen der Kunst auf und überlassen
es jedem, sie zu beantworten.
"Kunst" ist ein Begriff, der von jedem selbst gefüllt werden muss.
Wir versuchen, ein möglicht breites Spektrum von künstlerischen
Ausdrucksformen darzustellen und in der Zusammenstellung der Arbeiten eine
entschiedene Grundhaltung zu vertreten, ohne damit das letzte Wort zu sprechen.
Die Auseinandersetzung des Publikums mit den einzelnen Arbeiten soll
im Mittelpunkt unserer Ausstellung stehen.
Unsere Entscheidung, grundsätzlich alles als Kunst anzuerkennen, was vom Künstler als solche bezeichnet oder vom Betrachter dafür gehalten wird, konzentriert im Vorfeld der Ausstellung die Auseinandersetzung auf die Frage der Qualität der einzelnen Werke.
Inhaltliche Zensur versuchen wir dadurch einzuschränken, dass wir über die Teilnahme von Künstlern mehrheitlich entscheiden.
Wir glauben nicht, dass die ehrfürchtige Stimmung, die in der klassischen
Kunstausstellung gefordert ist, der Kunst, wie wir sie verstehen, dient
und versuchen Berührungsängste abzubauen, indem wir eine für
alle Bevölkerungsschichten attraktive Kunstschau anbieten.
Wir wenden uns gegen die Unsinnlichkeit in der Kunst und betonen den
Spass- und Erlebnisfaktor im Umgang mit Kunst. Die Ausstellung soll sowohl
Raum für künstlerische Arbeiten als auch Erlebnispark und Treffpunkt
sein. Ihre Dynamik wird durch ihren wachsenden und lebendigen Charakter
unterstrichen.
Durch die Wahl des Ausstellungsortes soll die Begegnung der Karlsruher
Bevölkerung mit den Karlsruher Hochschulen angeregt werden.
Die Ausstellung "Elvira, bitte
melde mich" ist eine Veranstaltung des Kulturreferates des UStA
Karlsruhe mit Unterstützung des AStA Karlsruhe.
Die für Konzept, Organisation, Durchführung und Nachbereitung
verantwortliche Organisationsgruppe besteht aus:
Anke Burkhard (Kulturreferentin der UStA KA, Organisation)
Rainer Jaag (Theater)
Christof Röser (Bildende Kunst)
Jens Rühl (Bildende Kunst)
Gerti Walz (Film)
Die Ausstellung ist eine Low Budget Produktion.
Gelder stehen von verschiedensten Gremien der Universität zu Verfügung.
Darüber hinaus nötige Finanz- und Sachmittel werden von Sponsoren
aufgebracht.
In den Räumlichkeiten der Ausstellung besteht eine Personenversicherung.
Die ausgestellten Arbeiten sind nicht versichert, es wird von den Organisatoren
natürlich auf grösstmögliche Sicherheit der Arbeiten geachtet.
Materialien für Kunstwerke, Aktionen oder ähnliches können nicht zu Verfügung gestellt werden.
Die Finanzierung eines Kataloges ist von der Finanzierung der Ausstellung unabhängig.
Einnahmen durch die Spendenkasse und den Verkauf von Katalog und Getränken
werden für die Ausstellung verwendet.
Überschüssige Gelder werden für eine Folgeausstellung
verwendet.
Sollte eine solche nicht stattfinden, fliessen sie in den Fonds des
Kulturreferates des UStA KA.
Künstlern,die an einer Teilnahme an der Ausstellung interessiert sind, wird ein Konzept zugesandt.
Die Künstler bewerben sich mit Arbeiten oder einem verbindlichen
Arbeitskonzept.
Aus den Bewerbungen werden die teilnehmenden Künstler per Mehrheitsabstimmung
(mindestens 3 von 5 Stimmen der Vorbereitungsgruppe) ausgewählt. Dabei
wird auf Ausgewogenheit der Kunstgattungen und ihrer Randbereiche geachtet.
Vertretensein sollen:
Akrobatik, Architektur, Ausstellungsdokumentation, Bildhauerei, Comedy,
Comic, Design, Film, Fotografie, Grafik, Handwerksarbeiten, Ingenieurarbeiten,
Installationen, Jazz, Kabarett, Kinderzeichnungen, Klassische Musik, Literatur,
Malerei, Objektkunst, Performance, Popmusik, Tanz, Theater, Video.
Diese Aufzählung ist wahrscheinlich unvollständig und
erweiterbar.
Einzelne Bereiche können nicht vertreten sein, wenn es keine Bewerber gibt oder wenn sich für keinen ihrer Vertreter eine Mehrheit in der Abstimmung ergibt.
Alter, Beruf oder Wohnort spielen bei der Entscheidung über die Teilnahme keine Rolle.
"Elvira, bitte melde mich" ist
keine Verkaufsausstellung.
Es werden keine Honorare bezahlt.
Der Transport der Arbeiten wird von den Teilnehmern selbst ausgeführt.
Die Platzierung der Arbeiten erfolgt durch die Vorbereitunsgruppe in
Zusammenarbeit mit den Teilnehmern.
Während der Öffnungszeiten wird von einem Aufsichtsdienst darauf geachtet, dass ausgestellte Arbeiten nicht beschädigt werden.
Der Aufbau beginnt am Dienstag, den 24.11.'98.
Die Hängung/Stellung/Montage der Arbeiten findet am Mittwoch,
25.11.'98 statt.
Der Abbau findet an Dienstag, 1.12 und Mittwoch, 2.12. statt.
Technische Anlagen (Musik, Video) können weitgehend zur Verfügung gestellt werden. Hier ist jedoch Rücksprache mit der Vorbereitungsgruppe nötig.
Eine Bühne mit der notwendigen Beleuchtung steht zur Verfügung.
"Elvira, bitte melde mich"
findet von Donnerstag, dem 26.11.'98 bis Montag, dem 30.11.'98 im Festsaal
der Universität Karlsruhe statt.
Sie ist täglich ab14.00 Uhr und bis 24.00 Uhr geöffnet.
Am Sonntag , dem 29.11. findet eine Matinee ab 11.00 Uhr statt.
Der Eintritt ist frei. Eine Spendenkasse wird aufgestellt.
Die ausgestellten Arbeiten werden so präsentiert, dass jede qualitative
Bewertung unterbleibt.
Die einzelnen Kunstrichtungen und Kunstgattungen werden kommentarlos
nebeneinandergestellt. Dabei wird lediglich darauf geachtet, dass Arbeiten
sich nicht gegenseitig beeinträchtigen.
Künstlern kann innerhalb der Ausstellungsmöglichkeiten Platz für künstlerische Experimente während der Dauer der Ausstellung eingeräumt werden.
An den Abenden finden Lesungen, Musik- Tanz- Kabarett- oder Theaterveranstaltungen statt.
Dem Publikum wird durch eine Rednerbühne, eine Zeichenwand und
ähnliches ermöglicht, sich aktiv am Ausstellungsgeschehen zu
beteiligen.
Spontane Aktionen, die die ausgestellten Arbeiten nicht gefährden,
sind ausdrücklich willkommen.
Aktionen und Publikumsreaktionen werden ebenso die die Abendveranstaltungen aufgezeichnet. Am jeweils nächsten Tag werden diese Filme in Endlosschleife auf einem Monitor gezeigt.
Die Ausstellung wird so gestaltet, dass es möglich ist, sich in
ihr aufzuhalten und wohlzufühlen. Um dies zu erreichen, sind z.B.
Sitzecken vorgesehen.
Es ist ausserdem erlaubt, in den Ausstellungräumen zu essen und
zu trinken.
Getränke und einfache Speisen werden im Vorraum verkauft.
In den Räumen der Ausstellung besteht Rauchverbot.
Um eine möglichst breite Öffentlichkeit zu erreichen, wird Kontakt zu den Karlsruher Tageszeitungen, Szenezeitschriften und der Unizeitung, den regionalen Radiosendern und dem Südwestrundfunk geknüpft.
Für die Pressearbeit wird ein Presseausschuss eingesetzt.
Von diesem werden Artikel verfasst und die Medien zu eigenen Berichten
oder Interviews angeregt und eine Web-Seite im Internet eingerichtet.
Plakate werden gehängt und Programmhefte in Karlsruher Lokalen ausgelegt.
Ein Katalog wird von einer eigenständigen Gruppe in Zusammenarbeit
mit der Vorbereitungsgruppe erstellt.
Wir versuchen Spannung zu erzeugen, Unterhaltung zu bieten und Interesse
an gegenwärtigen Formen der Kunst zu wecken.
Unsere Absicht ist es, eine lebendige Diskussion über Kunst und
einen unverkrampften Umgang mit ihr anzuregen.
Wir hoffen auf Resonanz, Anregung, konstruktive Kritik und Unterstützung,
um eine Möglichkeit zu schaffen, das Experiment, als das wir "Elvira,
bitte melde mich" verstehen, fortzusetzen.