Positionen für Lesefreudige
Es geht mit Riesenschritten auf die nächsten Wahlen zum
Studierendenparlament zu. Gibt es bestimmte Ziele, Wünsche,
Vorstellungen für 2004? Ist man mit den wahrscheinlich dieses Jahr
antretenden Listen zufrieden?
Die sechste Novelle des Hochschulrahmengesetzes steht auf der
Kippe.
Studiengebühren werden immer mehr als politisches Ziel aller
Parteien angesehen. Hier wird es schwierig, überhaupt nur das
Erststudium gebührenfrei zu halten. Es mangelt auch an
glaubwürdigen und durchdachten Vorschlägen, wie unser
Bildungssystem aussehen sollte und welche fortschrittlichen
Veränderungen die Studierenden selbst wünschen.
Verschiedene Ansätze der gesamtgesellschaftlichen
Grundfinanzierung kursieren, diese gilt es zu betrachten, zu
diskutieren und aufzugreifen - keine Abwälzung der
Bildungsfinanzierung auf Studierende und "sozial Schwache"!
Es ist unklug, nur den Status quo (keine Studiengebühren
im
Erststudium) verteidigen zu wollen - Bildung ist erstens nicht etwas,
was man sich leisten können muß, zweitens ist unser
Bildungssystem nicht so gut, daß wir uns nicht trauen sollten,
konkrete Vorschläge zu einer Weiterentwicklung zu machen.
Die "Reform" des Hochschulbildungssystem in Europa läuft
in die
gänzlich falsche Richtung - so wie es aussieht, wird es einen
Bachelor für jede/n, aber Master nur für die
(zahlungskräftige) Elite geben ("Failing Bologna").
Der europaweite Austausch unter Studierenden allerdings sollte
ermöglicht und gefördert werden!
Die Verfasste Studierendenschaft - also echte demokratische
Strukturen an den Hochschulen - soll in Baden-Württemberg wieder
eingeführt werden. Es wurde aber noch immer kein studentischer
Vorschlag zur Ausgestaltung gemacht. Dabei ist eine Menge Arbeit hier
schon getan, es fehlt der Feinschliff. Können Fachschaften von den
gewonnen Freiheiten profitieren? Wie wird sich die Studivertretung
verändern? Sollte auf die langjährige und hier meistens gute
Zusammenarbeit der politischen Studigremien mit
Universitätsverwaltung hingewiesen werden, um Frankenberg zu
zeigen, dass eine organisierte Studierendenschaft *wünschenswert*,
nicht verbietenswert ist? Konstruktive Gesprächsbereitschaft war
mit diesem Ministerium bislang nicht zu erkennen.
Studiwerke - Finanzierung über den Sozialbeitrag oder
über
staatliche Zuschüsse? Wie geht man mit der Situation um, dass man
nur wenig Hebel hat, den Kürzungen der Landeszuschüsse
entgegenzusteuern? Eine Plakatkampagne gegen die Kürzungen? Das
ist aber eine ähnliche Falle wie die defensive Position bei der
Studienfinanzierung. Es bleibt spannend - gerade im hiesigen
Verwaltungsrat des Studierendenwerks.
Wohnungen - Trotz knapper Kassen versuchen sowohl das
Studiwerk als
auch der Wohnheim e.V., dringend benötigten Wohnraum zu schaffen.
Wird sich die Studierendenschaft in eine Richtung äußern
oder soll gemeinsam versucht werden, ausreichend Wohnraum für alle
zu schaffen? Es bleibt außerdem ein schaler Beigeschmack, wenn
wenige Tage nach der Container-Aktion des Studiwerks in der Innenstadt
Studierende von Uni-Offiziellen wegen Herumlungerns ("man könnte
meinen, Sie würden keine Wohnung haben") verscheucht werden.
Für Toleranz und gegen Ausgrenzung - die Hochschule ist
ein
Beispiel für ein Neben- und Miteinander unterschiedlichster
Kulturen und Menschen. Gerade an der Uni Karlsruhe. Diskriminierung
aufgrund des Geschlechts und sexuelle Gewalt sind so selten nicht, wie
es zu wünschen wäre. Nationalkonservative Kreise sind auch an
der Universität Karlsruhe aktiv! (Es gibt eben auch "Böse
Buben", wie es verharmlosend bei der Burschenschaft Teutonia
heißt. "Aufrechte Männer" suchen sie...) Die Karlsruher
Kameradschaft ist der harte Kern der militanten Neonazi-Szene, der
weiterhin Anwerbungs- und Aufbauversuche startet.
Die Umgestaltung der Universität in eine Art
Aktiengesellschaft
ist leider kein Phantom, das Berufsnörgler erfunden haben. Die
Regierung macht es wahr. Zu schade, dass (für Wirtschafts- und
Ministeriumsinteressen) "unwichtige" Forschungs- und Lehrgebiete dann
keine Chance mehr haben. Wer braucht schon Gesellschaftskritik,
Demokratie, Ökologie? Sind eine Informatik ohne Datenschutz, eine
Bio-Chemie ohne Ethik nicht effizienter?
Ansatzpunkte zum Handeln und Denkanstöße soll
dieser Text
liefern. Wer Lust hat, mitzumachen beim Nachdenken über und
besonders beim Gestalten unserer Zukunft, die/der überlege sich
eine Kandidatur oder Unterstützung für die Alternative Liste!
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